WEBVTT - autoGenerated 00:00:12.000 --> 00:00:14.000 So, meine Damen und Herren, herzlich willkommen, 00:00:14.000 --> 00:00:17.000 erneut in unserer Ringvorlesung Glügenpresse. 00:00:17.000 --> 00:00:22.000 Wir sind wieder im schönen historischen Hörsaal B und wir treffen 00:00:22.000 --> 00:00:29.000 uns zum vorletzten Vortrag vor Weihnachten in dieser Ringvorlesung zum Reizthema Lügenpresse. 00:00:29.000 --> 00:00:31.000 Schön, dass Sie uns treu geblieben sind. 00:00:31.000 --> 00:00:34.000 Wir haben in der Tat bis Ende Januar noch ein 00:00:34.000 --> 00:00:36.000 interessantes Programm für Sie 00:00:36.000 --> 00:00:37.000 alle vorbereitet 00:00:37.000 --> 00:00:41.000 Meine Damen und Herren, heute Abend wird es gehen um etwas, 00:00:41.000 --> 00:00:43.000 von dem viele glauben, 00:00:43.000 --> 00:00:49.000 dass die Medien darüber nicht wahrheitsgetreu berichten, den Klimawandeln. 00:00:49.000 --> 00:00:53.000 Die einen glauben, die Medien machten mal wieder in Katastrophismus 00:00:53.000 --> 00:00:58.000 und prophezeiten den Weltuntergang. Die anderen sind der Auffassung, 00:00:58.000 --> 00:01:02.000 dass den Medien der journalistischen Berichterstattung über den Klimawandel 00:01:02.000 --> 00:01:09.000 häufig Sachkunde und Konsequenz, was Gegenmaßnahmen angeht, fehlt. 00:01:09.000 --> 00:01:13.000 Wie also konstruieren die Medien den Klimawandel, 00:01:13.000 --> 00:01:16.000 welches Bild bieten sie uns davon 00:01:18.000 --> 00:01:24.000 Das ist die Leitfrage des heutigen Vortrags von Michael Brüggemann. 00:01:24.000 --> 00:01:28.000 Michael Brüggemann ist seit Februar 2005 bei uns und lehrt als 00:01:28.000 --> 00:01:33.000 Professor an der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. 00:01:33.000 --> 00:01:42.000 Ein wichtiger Schwerpunkt seiner Professur liegt auf der Erforschung der Klima und auch der Wissenschaftskommunikation. 00:01:42.000 --> 00:01:47.000 Als Principle Investigator ist er auch am Klimacampus, 00:01:47.000 --> 00:01:54.000 dem Clisep beteiligt und leitet dort die Forschergruppe mediale Konstruktionen 00:01:55.000 --> 00:01:56.000 des Klimawandels 00:01:57.000 --> 00:02:05.000 Die Forschungsinteressen von Michael Brüggemann liegen international vergleichenden Erforschung der Klima- und Wissenschaftskommunikation, 00:02:05.000 --> 00:02:12.000 transnationaler Kommunikation und auch der Transnationalisierung von Öffentlichkeiten. 00:02:12.000 --> 00:02:15.000 Denken Sie zum Beispiel an die europäische Öffentlichkeit. 00:02:15.000 --> 00:02:19.000 Und er ist interessiert im Wandel, interessiert am Wandel des 00:02:19.000 --> 00:02:26.000 Journalismus im Zeitalter digitaler Kommunikation. Vor seiner Berufung an die Universität Hamburg 00:02:26.000 --> 00:02:30.000 war Michael Brüggemann an der Universität Zürich tätig, 00:02:31.000 --> 00:02:33.000 wo er sich 2004 auch habilitierte, 00:02:33.000 --> 00:02:38.000 und zwar zum Thema der transnationalen Kommunikation und des Journalismus im Wandel, 00:02:38.000 --> 00:02:42.000 geforscht und gelehrt hat er auch an den Universitäten von München 00:02:43.000 --> 00:02:44.000 und Bremen 00:02:45.000 --> 00:02:48.000 Promoviert, übrigens hat er auch schon hier in Hamburg an 00:02:48.000 --> 00:02:52.000 unserer Universität und zwar im Jahre 2007. Erwähnenswert auch, 00:02:52.000 --> 00:02:57.000 dass Michael Brüggemann ein Absolvent der deutschen Journalistenschule ist. 00:02:57.000 --> 00:02:59.000 Also er ist ausgebildeter Redakteur, 00:02:59.000 --> 00:03:02.000 der aber anschließend den Weg eben nicht in die Redaktionen, 00:03:03.000 --> 00:03:08.000 sondern den Weg in die Wissenschaft und dann auf einen Lehrstuhl gesucht hat. 00:03:08.000 --> 00:03:10.000 Mal Damen und Herren begrüßen Sie mit mir, 00:03:10.000 --> 00:03:20.000 Herrn Professor Dr. Michael Brüggemann. 00:03:20.000 --> 00:03:22.000 Ja, vielen Dank, Volker. Vielen Dank für 00:03:22.000 --> 00:03:24.000 den freundlichen Empfang 00:03:25.000 --> 00:03:30.000 Und Kompliment erst mal an alle, die sie hier jede Woche hinkommen. 00:03:30.000 --> 00:03:33.000 Also ich bin total beeindruckt, dass sie das tun. 00:03:33.000 --> 00:03:38.000 Auch die, die gar keinen Eintrag auf der Anwesenheitsliste brauchen 00:03:38.000 --> 00:03:42.000 und jetzt hier so kurz vor Weihnachten trotzdem da sind. 00:03:42.000 --> 00:03:44.000 Also ich fange damit jetzt an, erst mal über das 00:03:45.000 --> 00:03:47.000 zu reden, über das ich nicht reden werde. 00:03:48.000 --> 00:03:51.000 Ich werde nicht über den anthropogenen Klimawandel reden heute. 00:03:51.000 --> 00:03:56.000 Dazu kann ich Ihnen auch nichts Neues erzählen, weil ich keinen Klimaforscher bin. 00:03:56.000 --> 00:04:00.000 Wir haben eben das Exzellenz-Klaaster-Kleiser hier in Hamburg mit hunderten von Forschern, 00:04:00.000 --> 00:04:05.000 die ihnen zum anthropogenen Klimawandel alle Fragen beantworten können. 00:04:05.000 --> 00:04:15.000 Ich bin eben Kommunikations- und Kommunikations- und Journalismusforscher und analysiere die Debatte über den Klimawandel. 00:04:15.000 --> 00:04:22.000 Also insofern betrachte ich den Klimawandel als ein Faktum, den menschengemachten Klimawandel, 00:04:23.000 --> 00:04:29.000 über den ist, als in deinen Grundzügen auch keine wissenschaftliche Debatte gibt. Die Tatsache, 00:04:29.000 --> 00:04:33.000 das ist wärmer, das ist außergewöhnlich stark wärmer geworden ist, 00:04:33.000 --> 00:04:39.000 dass die Menschen mit CO2-Emissionen und anderen Treibhausgasen dazu beitragen, 00:04:39.000 --> 00:04:43.000 dass damit gravierende Risiken verbunden sind, 00:04:43.000 --> 00:04:46.000 dass die Folgen schon heute in einigen Teilen der Welt wirken, 00:04:46.000 --> 00:04:53.000 werden, dass wir gerade zusehen können, wie in der Arktis und in den Bergen das Eis schmilzt. 00:04:54.000 --> 00:05:03.000 Das sind alles Dinge, die ich als wissenschaftliche Tatsachen betrachte, aber nicht selbst erforsche und deshalb auch nicht darüber sprechen werde. So, 00:05:04.000 --> 00:05:04.500 und jetzt sage ich, 00:05:04.500 --> 00:05:11.000 worüber ich sprechen werde über die Klimadebatte und die Frage ist doch erstmal, 00:05:11.000 --> 00:05:15.000 warum sollte man sich damit überhaupt beschäftigen, 00:05:15.000 --> 00:05:18.000 wenn es noch den Klimawandel so oder so gibt, 00:05:18.000 --> 00:05:22.000 egal wie wir darüber debattieren und wie wir das interpretieren, 00:05:22.000 --> 00:05:27.000 dann würde ich widersprechen, denn der Klimawandel ist nicht nur ein physikalisches Phänomen, 00:05:27.000 --> 00:05:31.000 der andere propogene Klimawandel ist auch ein Sozial konstruiertes Phänomen, 00:05:31.000 --> 00:05:37.000 bei dem es einen Unterschied macht, wie Menschen diesen interpretieren, 00:05:37.000 --> 00:05:40.000 weil wie Menschen Dinge sehen und wie sie darüber reden, 00:05:40.000 --> 00:05:42.000 hat eben Implikationen, wie sie handeln. 00:05:42.000 --> 00:05:46.000 Und das rückt dann wieder auf unser Klima zurück, 00:05:46.000 --> 00:05:52.000 in dem Sinne, dass wir entweder Klimaschutz betreiben oder eben nicht. 00:05:52.000 --> 00:05:54.000 Also wenn man auf einem sinkenden Schiff, 00:05:54.000 --> 00:05:57.000 wie hier abgebildet, obendrauf sitzt und sagt, okay, 00:05:57.000 --> 00:06:00.000 ich bin doch hier in der Luft, das Schiff sinkt überhaupt nicht, 00:06:00.000 --> 00:06:02.000 dann wird man sich auch nicht darum kümmern, 00:06:02.000 --> 00:06:04.000 nach einer Rettungsweste zu suchen. 00:06:04.000 --> 00:06:08.000 Und wenn ich ein Kapitän bin und auf einen Eisberg zusteuere 00:06:08.000 --> 00:06:11.000 und mir einrede, diesen Eisberg gibt, es nicht, 00:06:11.000 --> 00:06:13.000 dann werde ich auch nicht versuchen auszuweichen. 00:06:13.000 --> 00:06:18.000 Insofern hat es eine große Relevanz, genau zu schauen, 00:06:18.000 --> 00:06:23.000 wie Phänomene, wie der Klimawandel gesellschaftlich konstruiert werden. 00:06:23.000 --> 00:06:29.000 Ob sie als ein Menschheitsproblem konstruiert werden oder als ein Problem von kleinen Inseln, 00:06:29.000 --> 00:06:32.000 die weit weg sind und uns nichts angehen. 00:06:33.000 --> 00:06:35.000 Das hat alles wichtige Implikationen 00:06:36.000 --> 00:06:39.000 Und was wir eben bei der Klimadebatte sehen, ist, 00:06:40.000 --> 00:06:46.000 dass sie vor allem in den USA mittlerweile eben von Wechselseitigen Lügenvorwürfen geprägt sind. 00:06:46.000 --> 00:06:51.000 Dass die eine Seite, behauptet, der ganze Klimawandel sei ein Hokes, 00:06:51.000 --> 00:06:55.000 ein Schwindel und die andere Seite sagt, ihr seid Klimalügner. 00:06:55.000 --> 00:07:05.000 Also es gibt ein wechselseitiges Shouting-Match, wo sich die Leute gegenseitig anschreien, 00:07:05.000 --> 00:07:11.000 zumindest im Internet nicht unbedingt physisch, aber indirekt sich anschreien. 00:07:11.000 --> 00:07:21.000 Und das liegt zum Beispiel an dieser Art von neuem Journalismus, den wir im Internet finden. Jetzt könnte man sagen, 00:07:21.000 --> 00:07:25.000 okay, was auf irgendwelchen komischen Webseiten, Your News Wire steht, 00:07:25.000 --> 00:07:29.000 das interessiert ja keinen, aber hier handelt es sich um einen, 00:07:29.000 --> 00:07:35.000 der am meisten weitergeleitetsten Artikel zum Klimawandel, 00:07:35.000 --> 00:07:43.000 den es auf Facebook gab mit über einer halben Million Weiterleitungen, 00:07:43.000 --> 00:07:46.000 diese relativ Also nicht ganz erfunden, 00:07:46.000 --> 00:07:52.000 aber sehr konstruierte Geschichte darüber, dass Zehntausende Klimawissenschaftler unterschrieben, 00:07:52.000 --> 00:07:57.000 eine Petition unterschrieben hätten, dass der Klimawandel ein Schwindel ist. 00:07:57.000 --> 00:07:58.000 Das ist eine Geschichte, 00:07:58.000 --> 00:08:01.000 die in wirklich, die jetzt diesen Sommer kursierte, 00:08:01.000 --> 00:08:05.000 die in Wirklichkeit 18 Jahre alt ist, 00:08:05.000 --> 00:08:12.000 wo es tatsächlich so eine Petition gab, mit vielen tausend Unterschriften, 00:08:12.000 --> 00:08:20.000 von denen aber nach Untersuchungen nur weit unter ein Prozent tatsächlich von Menschen unterschrieben wurden, 00:08:20.000 --> 00:08:25.000 die irgendeine Expertise zum Thema Klimawandel haben. 00:08:25.000 --> 00:08:28.000 Also solche Geschichten kursieren im Internet und prägen bis zu einem 00:08:29.000 --> 00:08:32.000 gewissen Grad die Interpretation des Klimawandels, 00:08:32.000 --> 00:08:35.000 die einige Menschen davon haben 00:08:36.000 --> 00:08:39.000 Und die solche Geschichten behaupten eben, der Klimawandel sei ein Hokes. 00:08:39.000 --> 00:08:45.000 In Wirklichkeit sind diese Geschichten selbst erlogen. Und man kann denken, 00:08:45.000 --> 00:08:48.000 okay, irgendwelche verrückten Online-Journalisten machen das, 00:08:49.000 --> 00:08:53.000 aber das machen auch weite Teile der politischen Elite in den USA. 00:08:53.000 --> 00:08:58.000 Hier sehen wir Senator Jim Innenhofe, der so ein bisschen mit 00:08:58.000 --> 00:09:03.000 dem Schneeball hier die gleiche Argumentation wie mit der Titanic hat. 00:09:03.000 --> 00:09:08.000 Also wenn es doch noch schneit, dann kann es doch keinen Klimawandel geben. 00:09:08.000 --> 00:09:13.000 Und dabei verwechselt er Wetter und Klima und wir müssen davon ausgehen, 00:09:13.000 --> 00:09:18.000 dass zumindest seine Mitarbeiter diesen Unterschied sehr genau wissen und es deshalb durchaus legitim ist, 00:09:18.000 --> 00:09:20.000 ihn als Leugner, als jemanden, 00:09:20.000 --> 00:09:23.000 der bewusst den Klimawandel abstreitet, 00:09:23.000 --> 00:09:24.000 zu bezeichnen 00:09:26.000 --> 00:09:33.000 Und was typisch ist für diese Strategie von dieser Gruppe von Politikern in den USA, 00:09:33.000 --> 00:09:37.000 ist, dass sie eben den Klimawandel selber ihrerseits als Hokes bezeichnen. 00:09:37.000 --> 00:09:40.000 Also der Senator hat dann auch ein Buch oder sein Name, 00:09:40.000 --> 00:09:42.000 ich sage jetzt mal nicht, dass er ein Buch geschrieben hat, 00:09:42.000 --> 00:09:47.000 sondern sein Name steht unter einem Buch, was The Greatest Hokes heißt. 00:09:47.000 --> 00:09:49.000 Was sie jetzt gerade auf den Folien sehen, 00:09:49.000 --> 00:09:52.000 ist ein Fiel, 00:09:52.000 --> 00:09:56.000 ihn wahrscheinlich einigen von ihnen bekannter Tweet von Donald Trump, 00:09:57.000 --> 00:10:03.000 der natürlich ein Meister im Leugnen verschiedener Dinge ist, 00:10:03.000 --> 00:10:07.000 also hier im TV-Duell mit Hillary Clinton hat er geleugnet, 00:10:07.000 --> 00:10:12.000 den Klimawandel in diesem Tweet geleugnet zu haben 00:10:13.000 --> 00:10:16.000 Also natürlich bei Twitter keine, bei Tweets keine so gute 00:10:16.000 --> 00:10:18.000 Idee ist, weil man die ja nachschauen kann. 00:10:18.000 --> 00:10:22.000 Daraufhin wurde auch dieser Tweet dann wieder zigfach, also der war schon von 2012, 00:10:23.000 --> 00:10:29.000 glaube ich, wurde der wieder zigfach weiter geleitet. 00:10:29.000 --> 00:10:33.000 Also hier haben wir einen Prominentenvertreter, der die Klima, 00:10:33.000 --> 00:10:40.000 den Klimawandel geleugnet hat. Und das Internet ist voll davon, 00:10:40.000 --> 00:10:44.000 wenn man jetzt auf YouTube geht und mal nach Climate-Change Hokes sucht, 00:10:44.000 --> 00:10:50.000 sieht man über eine halbe Million Videos, die einem dazu angeboten werden. 00:10:50.000 --> 00:10:52.000 Und wenn man die andere Seite, also die Gegenwehr, 00:10:52.000 --> 00:10:55.000 die dann rufen würde, Climate Change, die Neya, 00:10:55.000 --> 00:10:59.000 Klimaleugner, anschaut, dann ist das wesentlich schwächer ausgeprägt, 00:10:59.000 --> 00:11:05.000 aber immerhin auch schon 40.000 Videos, die unter dem Stichwort zu finden sind. 00:11:05.000 --> 00:11:09.000 Und wenn man sich jetzt denkt, das sind die verrückten Amerikaner, 00:11:09.000 --> 00:11:13.000 bei uns gibt es dieses Problem, nicht dieser Zuspitzung der Debatte, 00:11:13.000 --> 00:11:16.000 dann stimmt das zwar bis zum gewissen Grade, 00:11:17.000 --> 00:11:19.000 aber seit kurzer Zeit dann auch wieder nicht, 00:11:19.000 --> 00:11:25.000 weil wir bis vor kurzem eben keine führenden gesellschaftlichen Kräfte hatten, 00:11:25.000 --> 00:11:30.000 die den Klimawandel, die Existenz des Klimawandels bezweifelt haben. 00:11:30.000 --> 00:11:36.000 Und das hat sich aber mit dem Aufkommen der AfD geändert, 00:11:36.000 --> 00:11:39.000 wo wir zum Beispiel Frauke Petri haben, 00:11:40.000 --> 00:11:41.000 die zwar zugibt, dass es wärmer wird, 00:11:41.000 --> 00:11:46.000 aber bezweifelt, dass dies menschengemacht ist und ja, 00:11:46.000 --> 00:11:50.000 dann noch alle halt verschiedene andere Zweifel an der Klimawissenschaft äußert, 00:11:51.000 --> 00:11:54.000 dass diese nicht unabhängig sei, dass diese rein politisch sei, 00:11:54.000 --> 00:11:56.000 dass das alles nur Hypothesen sei. 00:11:57.000 --> 00:11:58.000 Wir werden gleich sehen, 00:11:58.000 --> 00:12:04.000 dass das ganz altbekannte Talking Points der amerikanischen Klimaleugnerszene sind, 00:12:04.000 --> 00:12:08.000 die dort seit 20 Jahren entwickelt und vertreten werden. 00:12:08.000 --> 00:12:13.000 Jetzt sind sie eben auch in Deutschland angekommen und wo ich schon erstaunt war, 00:12:14.000 --> 00:12:20.000 als ich dann zu ihm Sommer irgendwas über einen Artikel dann im Fokus tatsächlich gestoßen bin, 00:12:20.000 --> 00:12:27.000 wo auch über den Klimawaren gesprochen wird und dass der CO2 doch irgendwie positiv sei. 00:12:27.000 --> 00:12:29.000 Es ist also auch durchaus in Medien, 00:12:29.000 --> 00:12:31.000 die nicht so ganz am Rande stehen, 00:12:32.000 --> 00:12:35.000 zum Teil angekommen, 00:12:35.000 --> 00:12:36.000 dieser Diskurs 00:12:37.000 --> 00:12:41.000 Jetzt habe ich mich gefragt, was hat das, 00:12:41.000 --> 00:12:46.000 also meine Intuition war, das hat was mit dieser Lügenpresse-Debatte zu tun. 00:12:46.000 --> 00:12:52.000 Und wir haben dann in Blog-Einträgen geschaut. Da hat mir Dark Elgesim, 00:12:52.000 --> 00:12:56.000 der gerade hier ein Gastsemester bei uns in Hamburg macht, 00:12:57.000 --> 00:13:02.000 ein Professor aus Norwegen, der hat mir einen Sample mit Blogs 00:13:02.000 --> 00:13:07.000 zur Verfügung gestellt und diese Word Cloud mit deutschen Blog-Einträgen gemacht. 00:13:07.000 --> 00:13:08.000 Und wir haben da herausgefunden, 00:13:08.000 --> 00:13:13.000 dass es tatsächlich doch nur ganz wenige von diesen über 15.000 Einträgen, 00:13:13.000 --> 00:13:20.000 sind es nur 123, die tatsächlich Lügenpresse und Klimalüge, 00:13:20.000 --> 00:13:25.000 Lügenpresse und Klimawandel in einem Blog-Eintracht vereinen, 00:13:25.000 --> 00:13:27.000 was aber auffällt und was jetzt wieder das bestätigt, 00:13:27.000 --> 00:13:31.000 was ich vorhin gesagt habe, dass es ein Wort gibt, 00:13:31.000 --> 00:13:37.000 das da noch viel häufiger als andere Wörter vorkommen in diesem Zusammenhang und das ist die Abkürzung AfD. 00:13:37.000 --> 00:13:44.000 Wir sehen hier also den harten Kern einer gesteigerten Aufmerksamkeit für 00:13:44.000 --> 00:13:46.000 die Klimalüge in Form der 00:13:49.000 --> 00:13:54.000 Und da sehen wir also jetzt auch den einen Zusammenhang zwischen den verschiedenen Lügenpressevorwürfen, 00:13:54.000 --> 00:13:57.000 die wir schon in den letzten Wochen gehört haben. 00:13:58.000 --> 00:14:01.000 Und jetzt den Vorwurf der Klimalüge. Also das ist das 00:14:01.000 --> 00:14:12.000 gleiche Sprecher-Ensemble von rechtspopulistischen Akteuren, die solche Thesen laut vertreten. 00:14:12.000 --> 00:14:15.000 Es ist offensichtlich natürlich auch die Gemeinsamkeit zwischen Lügenpresse und Klimalüge, 00:14:15.000 --> 00:14:18.000 dass es um den Begriff der Lüge geht. 00:14:18.000 --> 00:14:21.000 Da muss man noch mal kurz überlegen, was eigentlich eine Lüge ist, 00:14:21.000 --> 00:14:23.000 weil eine Lüge ist ja nicht einfach nur eine Unwahrheit. 00:14:23.000 --> 00:14:26.000 Man kann ja auch versehentlich, man kann sich irren zum Beispiel, 00:14:26.000 --> 00:14:30.000 das ist aber keine Lüge, eine Lüge ist eben eine bewusste Unwahrheit, 00:14:30.000 --> 00:14:33.000 die man sagt, um jemanden zu täuschen. 00:14:33.000 --> 00:14:38.000 Und so hat das schon Augustinus definiert und die Philosophie arbeitet sich seitdem 00:14:38.000 --> 00:14:40.000 auch da dran ab und bleibt im Grunde bei dieser Definition 00:14:40.000 --> 00:14:48.000 und eine Leugnung ist dann eben ein Abstreiten von allgemein geteilten Tatsachen. 00:14:48.000 --> 00:14:53.000 Und um beides geht es hier. Jetzt ist die Frage, 00:14:53.000 --> 00:14:56.000 ob es überhaupt ein Problem, ob das ein so gravierendes 00:14:56.000 --> 00:15:01.000 Problem ist, wenn sich Leute wechselseitig als Lügner beschimpfen. 00:15:01.000 --> 00:15:08.000 Und da möchte ich jetzt auch noch mal ihnen ein bisschen Theorie zumuten und auf Jürgen Habermas zurückgehen, 00:15:08.000 --> 00:15:12.000 der eine Theorie des kommunikativen Handelns entwickelt hat und sagt, 00:15:12.000 --> 00:15:14.000 okay, was ist eigentlich der Sinn von Sprache? 00:15:14.000 --> 00:15:19.000 Bei Sprache geht es um Verständigung zwischen Menschen. Und wenn man sich mit Sprache verständigen will, 00:15:20.000 --> 00:15:25.000 dann muss man eigentlich immer voraussetzen, dass der andere die Wahrheit sagt, 00:15:25.000 --> 00:15:34.000 also wahrhaftig ist und dass er sich auf tatsächlich die gleiche Fakten auch bezieht dabei. 00:15:34.000 --> 00:15:35.000 Und selbst wenn, Sie können jetzt sagen, nein, 00:15:36.000 --> 00:15:37.000 es gibt doch genug Leute, die lügen, 00:15:37.000 --> 00:15:40.000 die machen das gar nicht, aber selbst das Lügen funktioniert nur, 00:15:41.000 --> 00:15:43.000 weil wir immer annehmen, dass der andere die Wahrheit sagt, 00:15:43.000 --> 00:15:45.000 sonst könnte man gar nicht lügen. 00:15:45.000 --> 00:15:51.000 Deshalb ist Lügen oder dann, wenn der Diskurs insgesamt in eine wechselseitige Beschuldigung, 00:15:51.000 --> 00:15:53.000 dass man man sich anlügt, abgleitet, 00:15:53.000 --> 00:16:02.000 ist das so gefährlich für die öffentliche Debatte, weil dann Sprache als Verständigung eben nicht mehr funktionieren kann. 00:16:02.000 --> 00:16:04.000 Und wenn es da ein Problem gibt mit der Wahrheit, 00:16:04.000 --> 00:16:05.000 dann sagt Habermas, 00:16:05.000 --> 00:16:09.000 dann können wir in einen Diskurs eintreten und mit Argumenten uns darüber einigen, 00:16:09.000 --> 00:16:11.000 was Faktische Wahrheit ist, was Fakten, 00:16:12.000 --> 00:16:14.000 was wir als Fakten ansehen und was nicht, 00:16:14.000 --> 00:16:16.000 können da Argumente einbringen, aber das Problem, 00:16:17.000 --> 00:16:21.000 wenn sie jemanden anderen, der lügte, Lüge bezichtigen, 00:16:21.000 --> 00:16:27.000 dann zweifeln sie seine Wahrhaftigkeit an und über Wahrhaftigkeit kann man sich nicht mit Argumenten einigen, 00:16:27.000 --> 00:16:31.000 Wahrhaftigkeit beruht auf Vertrauen in den anderen 00:16:33.000 --> 00:16:38.000 Und wenn das zerstört ist, dann kann man diskursiv eigentlich nicht mehr 00:16:38.000 --> 00:16:41.000 viel daran ändern. Und dann habe ich mich gefragt, 00:16:42.000 --> 00:16:46.000 kann man vielleicht doch in so einer Situation etwas tun, in einer Gesellschaft? 00:16:46.000 --> 00:16:49.000 Wie könnte man Lügenvorwürfe klären? Das geht dann, 00:16:50.000 --> 00:16:53.000 wenn man vielleicht Autoritäten hat, denen man doch vertraut. 00:16:53.000 --> 00:17:00.000 Also gesellschaftliche Institutionen wie Wissenschaft, Journalismus oder Gerichte, 00:17:00.000 --> 00:17:04.000 solche Institutionen, die es professionell damit zu tun haben, 00:17:04.000 --> 00:17:08.000 Fakten festzustellen und herauszufinden, 00:17:08.000 --> 00:17:09.000 was Lüge, 00:17:09.000 --> 00:17:10.000 was nicht Lüge ist 00:17:11.000 --> 00:17:15.000 Und wenn wir diesen Institutionen trauen, dann können wir uns vielleicht auch darauf einigen, 00:17:15.000 --> 00:17:18.000 was eine Lüge ist und was keine Lüge ist. 00:17:18.000 --> 00:17:22.000 Und daraus ergibt sich jetzt die Anleitung für die Strategie, 00:17:22.000 --> 00:17:26.000 wie sie gesellschaftliche Verständigung zerstören können, 00:17:26.000 --> 00:17:30.000 nämlich indem sie erstens allgemein akzeptierte Fakten leugnen, 00:17:30.000 --> 00:17:36.000 indem sie zweitens andere als Lügner bezeichnen und indem sie drittens Angriffe starten, 00:17:36.000 --> 00:17:42.000 auf die gesellschaftlichen Institutionen, die die Aufgabe haben in der Gesellschaft, 00:17:42.000 --> 00:17:46.000 Vertrauen in Fakten und Wahrheiten sicherzustellen. 00:17:46.000 --> 00:17:51.000 Das wäre also die Strategie, die sie verfolgen sollten, 00:17:52.000 --> 00:17:57.000 wenn sie gesellschaftliche Verständigung zu einem Thema zerstören wollen. 00:17:57.000 --> 00:18:02.000 Es gibt unter Umständen Akteure, die bei bestimmten Themen ein Interesse an 00:18:02.000 --> 00:18:06.000 so genau so etwas haben. Und das war so, 00:18:06.000 --> 00:18:16.000 bei der amerikanischen Öl- und Kohleindustrie Anfang der 90er Jahre. 00:18:16.000 --> 00:18:18.000 Und damals hat man sich Sorgen gemacht, 00:18:18.000 --> 00:18:24.000 weil über die letzten Jahrzehnte die Umweltbewegung stark geworden ist, 00:18:24.000 --> 00:18:28.000 weil wichtige politische Kräfte, auch gerade auf der konservativen Seite, 00:18:28.000 --> 00:18:34.000 Margret Thatcher in Großbritannien, hat angefangen lautstark vor dem Klimawandel zu warnen, 00:18:34.000 --> 00:18:36.000 Ende der 80er Jahre 00:18:37.000 --> 00:18:40.000 Und George Bush, Senior, zum Beispiel auch, 00:18:40.000 --> 00:18:44.000 hat durchaus vor dem Klimawandel noch gewarnt. 00:18:44.000 --> 00:18:50.000 Und das war natürlich ein Problem, wenn sie Besitzer von Industrien sind, 00:18:50.000 --> 00:18:56.000 die gerade davon leben, dass man CO2 in die Luft pustet. 00:18:56.000 --> 00:18:59.000 Und zudem hat das die republikanische Partei, 00:18:59.000 --> 00:19:02.000 das ist jetzt noch ein bisschen später, was sie jetzt hier sehen, 00:19:02.000 --> 00:19:06.000 sehen sie einen Memo eines PR-Beraters, der Republikanischen Partei, 00:19:06.000 --> 00:19:11.000 das berühmt geworden ist, der Frank Lund heißt dieser PR-Berater. 00:19:11.000 --> 00:19:14.000 Und der hat das mal schön aufgeschrieben für die, 00:19:14.000 --> 00:19:17.000 was jetzt zu tun ist in einer solchen Situation, 00:19:17.000 --> 00:19:18.000 wo also die Linken, 00:19:19.000 --> 00:19:24.000 die Umweltbewegung so stark wird und der Partei gefährlich werden könnte 00:19:26.000 --> 00:19:30.000 Und er sagt, okay, was muss die zentrale Botschaft sein? 00:19:30.000 --> 00:19:34.000 Wir müssen die Wissenschaft als unsicher darstellen. Wir müssen die 00:19:34.000 --> 00:19:39.000 wissenschaftliche Debatte als offen darstellen. Er hat nämlich festgestellt, 00:19:39.000 --> 00:19:46.000 dass die Amerikaner der Wissenschaft vertrauen und dass sie Umweltpolitik dann unterstützen, 00:19:46.000 --> 00:19:50.000 wenn sie sich auf einen wissenschaftlichen Konsens stützt. 00:19:50.000 --> 00:19:53.000 Und deshalb war es für ihn wichtig zu sagen, 00:19:53.000 --> 00:19:58.000 dass wissenschaftliche Unsicherheiten, der zentrale Gegenstand der Debatte sein müssen. 00:19:58.000 --> 00:20:01.000 Er schreibt, die Debatte hat sich gegen uns gewendet, 00:20:01.000 --> 00:20:04.000 aber es gibt noch eine Chance, die Wissenschaft anzugreifen. 00:20:04.000 --> 00:20:09.000 Und das hat er 2003 gemacht und er hat Recht behalten 00:20:11.000 --> 00:20:17.000 Die Strategie, die Industrie am Anfang verfolgt hat, 00:20:17.000 --> 00:20:22.000 war, dass sie direkt das Lobbing finanziert hat, 00:20:22.000 --> 00:20:25.000 also wo die Global Climate Coalition hieß das, 00:20:25.000 --> 00:20:32.000 gegründet wurde, direkt von Ölfirmen finanziert. 00:20:32.000 --> 00:20:37.000 Die hat sich aber dann später wieder aufgelöst, weil auch europäische Firmen da ausgestiegen sind, 00:20:37.000 --> 00:20:41.000 weil denen das dann auch nicht mehr geheuer war, den Klimawandel zu leugnen. 00:20:41.000 --> 00:20:45.000 Und seitdem hat man eine etwas differenziertere Strategie eingeschlagen. 00:20:45.000 --> 00:20:48.000 Man finanziert nämlich jetzt nicht direkt oder auch Lobbing, 00:20:48.000 --> 00:20:59.000 aber man finanziert zusätzlich die Imitation von Institutionen der Wissenschaft und der Zivilgesellschaft und des Journalismus. Es ist eben so, 00:20:59.000 --> 00:21:02.000 dass dann die Gelder da reinfließen, 00:21:02.000 --> 00:21:06.000 dass Institutionen und Routinen der Wissenschaft imitiert werden, 00:21:06.000 --> 00:21:09.000 dass also Think Tanks in den USA gegründet wurden, 00:21:09.000 --> 00:21:13.000 deren Zweck ist unter anderem ist den Klimawandel abzustreiten, 00:21:13.000 --> 00:21:17.000 dass diese Think Tanks wiederum Experten bezahlen, 00:21:17.000 --> 00:21:21.000 teilweise sind das die gleichen Forschenden, 00:21:21.000 --> 00:21:23.000 die auch vorher schon für die Tabakindustrie geleugnet haben, 00:21:23.000 --> 00:21:28.000 dass es einen Zusammenhang zwischen Krebs- und Tabakkonsum gab, 00:21:28.000 --> 00:21:29.000 also nicht so von denen, 00:21:29.000 --> 00:21:30.000 also sie sind auch schon ziemlich alt gewesen, 00:21:30.000 --> 00:21:33.000 ein paar haben dann gleich weitergemacht mit dem Klimawandel 00:21:34.000 --> 00:21:39.000 Die davon werden auch Konferenzen finanziert, hunderte Bücher werden dort publiziert, 00:21:39.000 --> 00:21:44.000 finanziert und man reklamiert für sich wissenschaftliche Tugenden, 00:21:44.000 --> 00:21:47.000 wie Zweifel, Realismus und Skepsis. 00:21:48.000 --> 00:21:51.000 Sie werden von mir nicht das Wort Klimaskeptiker hören, 00:21:51.000 --> 00:21:56.000 weil ich Skepsis für eine Tugend der Wissenschaft halte. 00:21:56.000 --> 00:22:00.000 Und insofern nicht dieser Strategie auf den Leim gehe und sage, 00:22:00.000 --> 00:22:04.000 diese Leute auch noch als Klimaskeptiker zu bezeichnen. 00:22:04.000 --> 00:22:07.000 Zweitens werden die Institutionen der Zivilgesellschaft imitiert, 00:22:08.000 --> 00:22:13.000 indem man Pseudo zivilgesellschaftliche Institution, Gruppen gründet. Also Gruppen, 00:22:13.000 --> 00:22:16.000 die nur aus wenigen eine Handvoll von Menschen bestehen, 00:22:16.000 --> 00:22:20.000 die aber in Wirklichkeit finanziert werden da von der Industrie. 00:22:20.000 --> 00:22:27.000 Und drittens wird investigativer Journalismus imitiert. Der größte Erfolg dieser Strategie war, 00:22:27.000 --> 00:22:33.000 die A4, die sogenannte Climate-Gate-Affäre, wo es darum ging, 00:22:33.000 --> 00:22:41.000 dass Klimawissenschaftlern viele tausend E-Mails gestohlen wurden und aus diesen E-Mails wurde abgeleitet, 00:22:43.000 --> 00:22:45.000 dass die irgendwie unsauber und betrügerisch gehandelt haben. 00:22:45.000 --> 00:22:47.000 Das wurde nachher in verschiedenen Kommissionen überprüft, 00:22:47.000 --> 00:22:49.000 die alle die Wissenschaftler frei gesprochen haben 00:22:50.000 --> 00:22:53.000 Aber das Label Klima Climate Gate, 00:22:53.000 --> 00:22:57.000 was ja an Watergate erinnert, also an echten investigativen Journalismus, 00:22:57.000 --> 00:23:00.000 hat sich bis heute gehalten und wird auch, 00:23:00.000 --> 00:23:03.000 ist als normaler Begriff in die Debatte eingeflossen. 00:23:04.000 --> 00:23:11.000 Also auch ein Erfolg von bewussten Framing-Strategien. Das alles bezieht sich 00:23:11.000 --> 00:23:16.000 vor allem auf die USA. In Deutschland muss man etwas länger suchen, 00:23:17.000 --> 00:23:21.000 um Beispiele für sowas zu finden. Aber es gibt es auch, 00:23:21.000 --> 00:23:26.000 also wir haben auch dieses Phänomen von Pseudo-Wissenschaft in Deutschland, 00:23:26.000 --> 00:23:30.000 wo sich ein europäisches Institut zumindest im Internet finden lässt, 00:23:31.000 --> 00:23:34.000 wenn man genauer hinschaut, handelt es sich nur um einen kleinen Verein, 00:23:34.000 --> 00:23:37.000 mit wenig Mitgliedern. 00:23:37.000 --> 00:23:40.000 Und wenn sie dann auf die Webseite gehen, dann lesen sie da, 00:23:40.000 --> 00:23:43.000 dass das seinen tollen Fachbeirat geht, der dafür sorgt, 00:23:44.000 --> 00:23:48.000 dass dieses Institut auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft ist, 00:23:48.000 --> 00:23:51.000 wo führende Vertreter aus aller Welt dabei sind. 00:23:51.000 --> 00:23:55.000 Und ich wollte dann mal wissen, wie viele aktive Klimawissenschaftler aus Deutschland 00:23:56.000 --> 00:24:00.000 sind eigentlich in diesem Verein dabei, der diese Website betreibt. 00:24:00.000 --> 00:24:02.000 Und da sind erst mal 23 Mitglieder, die haben 00:24:02.000 --> 00:24:05.000 auch Doktortitel im Professorentitel, das ist erst mal beeindruckend. 00:24:05.000 --> 00:24:08.000 Dann schaut man näher, dass fünf davon gestorben sind, 00:24:09.000 --> 00:24:13.000 Elf weitere sind ehemalig und im Ruhestand. 00:24:13.000 --> 00:24:16.000 Ich hatte jetzt nach deutschen Klimawissenschaftlern gesucht, fünf sind aus dem Ausland, 00:24:16.000 --> 00:24:21.000 bleiben also noch zwei im Berufsleben stehende deutsche Mitglieder im Beirat, 00:24:21.000 --> 00:24:24.000 dieses sogenannten Institut ist. 00:24:24.000 --> 00:24:28.000 Also sehen Sie hier mal ein Beispiel. In Deutschland gibt es 00:24:28.000 --> 00:24:33.000 eben nicht so viele. Deshalb habe ich dieses herausgesucht für Pseudo, 00:24:33.000 --> 00:24:36.000 für Imitation, von wissenschaftlichen Institutionen, 00:24:36.000 --> 00:24:39.000 auf die sich dann wiederum leugnen des Klimawandels berufen können. 00:24:39.000 --> 00:24:43.000 So, die dritte Strategie, also die erste war Unsicherheit, 00:24:43.000 --> 00:24:47.000 die zweite war Imitat Mimikri, also Imitation von Klimawissenschaft und die dritte Strategie 00:24:48.000 --> 00:24:54.000 Sie sind Angriffe auf die Glaubwürdigkeit von Wissenschaft und Klimawissenschaftlern. 00:24:54.000 --> 00:24:56.000 Und was mich hier sehr beeindruckt hat, war eine Bilderserie, 00:24:56.000 --> 00:25:00.000 die die Süddeutsche Zeitung in ihrem Magazin hatte letztes Jahr. 00:25:00.000 --> 00:25:06.000 Und der Fotograf hat diese Serie Scared Climate Scientist genannt. 00:25:06.000 --> 00:25:15.000 Und das sind Bilder von australischen Klimawissenschaftlern, die tatsächlich traumatisiert aussehen. 00:25:15.000 --> 00:25:18.000 Also die, mich jedenfalls haben diese Bilder auch irgendwie beeindruckt, 00:25:18.000 --> 00:25:23.000 dass man den Leuten ansieht, dass sie da unter enormem Stress stehen müssen. 00:25:23.000 --> 00:25:26.000 Und das war zu der Zeit in Australien auch so, 00:25:26.000 --> 00:25:30.000 weil sie da einen Regierungschef hatten, der den Klimawandel geleugnet hat, 00:25:30.000 --> 00:25:34.000 Und die Presse weitgehend in der Hand von Rupert Murdock ist, 00:25:34.000 --> 00:25:39.000 der eben auch zu denen gehört, die skeptische aus, 00:25:39.000 --> 00:25:44.000 die abstreitende Aussagen zum Klimawandel in der Presse aggressiv verbreiten. 00:25:45.000 --> 00:25:46.000 Und so stehen, das ist jetzt, 00:25:46.000 --> 00:25:51.000 ich würde jetzt nicht alle Klimawissenschaftlern zu so Opfern stilisieren wollen. 00:25:51.000 --> 00:25:54.000 In Deutschland ist das ganz anders. Aber in Australien sieht 00:25:54.000 --> 00:26:00.000 das eben, hat eben diese Strategie tatsächlich ganz reale Wirkungen 00:26:02.000 --> 00:26:06.000 Muss sich vor Augen halten, dass Sozialpsychologen auch nachweisen können, 00:26:07.000 --> 00:26:08.000 dass Angriffe, selbst dann, wenn man weiß, 00:26:09.000 --> 00:26:11.000 das ist totaler Unsinn, wenn jemand sagt, 00:26:11.000 --> 00:26:13.000 man verbreitet da Klimalügen, 00:26:13.000 --> 00:26:16.000 dass diese Angriffe trotzdem Folgen haben auf die Menschen, 00:26:16.000 --> 00:26:21.000 auf die Psyche und in der Form wie Klimawissenschaftler kommunizieren, 00:26:21.000 --> 00:26:24.000 spiegelt sich in vielerlei Hinsicht, 00:26:25.000 --> 00:26:27.000 ist auch das Ergebnis von solchen Angriffen, 00:26:27.000 --> 00:26:29.000 dass man eben dann doch vorsichtiger oder anders formuliert oder 00:26:29.000 --> 00:26:34.000 Begriffe aufnimmt oder anders mit bestimmten Dingen umgeht, 00:26:34.000 --> 00:26:36.000 als man es sonst tun würde 00:26:38.000 --> 00:26:42.000 Ein Beispiel ist zum Beispiel die, die Forscher um Lewandowski, 00:26:42.000 --> 00:26:46.000 der die Studie dazu veröffentlicht hat, worauf sie sich beziehen, 00:26:46.000 --> 00:26:50.000 ist die Debatte um die Klimapause, zu der es unglaublich viele Papers, 00:26:50.000 --> 00:26:53.000 auch wissenschaftliche Papers gibt, die dann ja auch zeigen, 00:26:53.000 --> 00:26:58.000 dass die Klimapause die Erwärmungspause, die sich anscheinend, 00:26:58.000 --> 00:27:00.000 also wo man denkt, das sei eine Pause, 00:27:00.000 --> 00:27:02.000 wenn man von dem Jahr 1998 rechnet, 00:27:02.000 --> 00:27:06.000 wo es sehr warm war und danach war es ein bisschen kühler, 00:27:06.000 --> 00:27:09.000 dann haben also Klimaskeptiker gesagt, okay, 00:27:09.000 --> 00:27:14.000 es gibt jetzt ja eine Pause in der globalen Erwärmung und Klimawissenschaftler, 00:27:14.000 --> 00:27:16.000 denen hätte das schon relativ klar sein müssen, 00:27:16.000 --> 00:27:20.000 dass dieser Zeitraum zu kurz und der Anfangspunkt willkürlich gewählt ist, 00:27:20.000 --> 00:27:22.000 um von sowas ernsthaft zu reden. 00:27:22.000 --> 00:27:25.000 Aber dieser Begriff ist dann in die Forschung eingegangen, 00:27:26.000 --> 00:27:28.000 hat viele Papers hervorgebracht und man sieht, 00:27:28.000 --> 00:27:32.000 wie da auch die renommierte Klimawissenschaft praktisch sich hat, 00:27:32.000 --> 00:27:36.000 vor sich her treiben lassen von einer solchen Kampagne. 00:27:36.000 --> 00:27:39.000 Hier sieht man das jetzt nochmal, was an Strukturen also dahintersteht, 00:27:39.000 --> 00:27:42.000 was ich jetzt eigentlich schon erzählt habe, 00:27:42.000 --> 00:27:46.000 also dass die Industrie abgekommen ist von direktem Lobbing oder das vielleicht auch macht, 00:27:46.000 --> 00:27:47.000 aber das sehen wir nicht. 00:27:48.000 --> 00:27:52.000 Und hingegangen ist zusätzlich die sogenannte, so wird es von den Forschenden da genannt, 00:27:52.000 --> 00:28:01.000 die Denial Machine zu finanzieren, die eben aus Think Tanks besteht dann aus Akteuren, die von denen finanziert werden. Und was jetzt, 00:28:01.000 --> 00:28:05.000 jetzt kommen die Medien ins Spiel, was die jetzt, 00:28:05.000 --> 00:28:09.000 was denen jetzt einen großen Lautsprecher verleiht, ist, 00:28:10.000 --> 00:28:13.000 sind eben die neuen digitalen Medien, 00:28:13.000 --> 00:28:17.000 wo sie in Netzwerken von Blogs diese Aussagen, 00:28:17.000 --> 00:28:20.000 die in den Think Tanks und in den Strategiepapieren stehen, 00:28:20.000 --> 00:28:21.000 immer wiederholt finden, 00:28:21.000 --> 00:28:28.000 die sie weitergeleitet finden auf Twitter und auf Facebook und die sich insofern immer weiter vervielfältigen, 00:28:28.000 --> 00:28:31.000 sodass wir von diesen Echo-Chambers sprechen, 00:28:32.000 --> 00:28:35.000 also dass es da ein Vielfaches Echo gibt, 00:28:35.000 --> 00:28:37.000 zu der den ursprünglichen Aussagen, 00:28:37.000 --> 00:28:38.000 die da sind 00:28:39.000 --> 00:28:42.000 In Amerika ist es in den USA, ist es zusätzlich so, 00:28:42.000 --> 00:28:46.000 dass auch das Parlament, also der Kongress selber, 00:28:46.000 --> 00:28:49.000 eine solche Echo Chamber für Climate Denial ist. 00:28:49.000 --> 00:28:51.000 Das ist also Anhörung im Kongress gab, 00:28:51.000 --> 00:28:57.000 wo dann eben der genannte James Imhofe zum Beispiel Hearings veranstaltet hat, 00:28:57.000 --> 00:29:04.000 wo dann Klimawissenschaftler eingeladen werden und gegenübergestellt werden, zum Beispiel mit Michael Crichton, 00:29:04.000 --> 00:29:09.000 also einem Science-Fiction-Autor und die sollen sich dann über den Klimawandel unterhalten, 00:29:09.000 --> 00:29:14.000 was also auch dazu dient, Klimawissenschaftler erfolgreich einzuschüchtern. 00:29:14.000 --> 00:29:17.000 Und die zweite Entwicklung, die die Forschenden da sehen, 00:29:17.000 --> 00:29:22.000 ist, dass etwas, was eigentlich in der EU amerikanischen Innenpolitik angefangen hat, 00:29:22.000 --> 00:29:25.000 sich ausgebreitet hat, in andere Länder, 00:29:25.000 --> 00:29:29.000 also vor allem in englischsprachigen Ländern, in Großbritannien, in Australien, 00:29:29.000 --> 00:29:38.000 Kanada ebenfalls zu finden, ist aber eben rudimentär sehen wir das auch in Deutschland. 00:29:38.000 --> 00:29:43.000 Und damit haben wir also die Rolle des Lobbyismus, die Rolle der digitalen Medien. 00:29:44.000 --> 00:29:48.000 Und jetzt kommen wir noch kurz zur Rolle des klassischen Journalismus. 00:29:48.000 --> 00:29:53.000 Und der klassische Journalismus wurde eine Zeit lang zumindest in 00:29:53.000 --> 00:30:00.000 den USA auch zu so einer Echokammer des Klimaleugnens. 00:30:00.000 --> 00:30:08.000 Und auch in Deutschland habe ich hier noch ein schönes Beispiel aus der Bild-Zeitung gefunden. 00:30:08.000 --> 00:30:13.000 Eine Artikelserie, die bestand aus drei Artikeln von 2012, 00:30:13.000 --> 00:30:16.000 waren die, glaube ich. 00:30:16.000 --> 00:30:20.000 Und da hat ein berühmtes Forscherteam ein renommiertes Forscherteam steht hier, 00:30:20.000 --> 00:30:23.000 behauptet die Klimakatastrophe, ist eine Panikmache der Politik. 00:30:23.000 --> 00:30:29.000 Es ist eine CO2-Lüge. Dieses renommierte Forscherteam bestand aus Fritz 00:30:29.000 --> 00:30:34.000 Fahrenhold, einem ehemaligen Shell und RWE-Mitarbeiter 00:30:36.000 --> 00:30:39.000 Und ihnen auch aus Hamburg noch von früher bekannt. 00:30:39.000 --> 00:30:48.000 Aber zuletzt eben im Dienste von einschlägigen Unternehmen und definitiv kein Forscher zum Thema Klimawandel. 00:30:48.000 --> 00:30:51.000 Und der hat aber einen Großteil der Berichterstattung der Bild-Zeitung in 00:30:51.000 --> 00:30:55.000 diesem Jahr geprägt mit diesen drei Artikeln, die da erschienen sind. 00:30:55.000 --> 00:31:02.000 Auch in seriöseren Medien haben die Klimaleugner ihr Echo gefunden, 00:31:03.000 --> 00:31:08.000 nämlich über das Eingangstor journalistischer Ausgewogenheit oder Balance. 00:31:08.000 --> 00:31:14.000 Das ist eine wichtige journalistische Norm, die als Teil von Objektivität Wichtig ist, 00:31:14.000 --> 00:31:20.000 dass man also beide Seiten in einer Debatte zu Wort kommen lässt. 00:31:20.000 --> 00:31:22.000 Und das hat dazu geführt, dass Klima, 00:31:22.000 --> 00:31:25.000 dass Journalisten eine Zeit lang, dann, 00:31:25.000 --> 00:31:28.000 wenn es um das Thema Klimawandel ging, 00:31:28.000 --> 00:31:33.000 jeweils eine Menschen eingeladen haben, der den Klimawandel abstreitet und einen, 00:31:33.000 --> 00:31:36.000 der sagt, das ist den Klimawandel, gibt. 00:31:36.000 --> 00:31:38.000 Und auf die Weise wurde eine Debatte, 00:31:38.000 --> 00:31:43.000 die so in der Wissenschaft nirgendwo mehr gibt, 00:31:43.000 --> 00:31:46.000 ob es den Klimawandel nämlich gibt, 00:31:46.000 --> 00:31:47.000 wurde in den Medien aber so dargestellt. 00:31:48.000 --> 00:31:50.000 Und das bezeichnen wir als Falls Balance, 00:31:50.000 --> 00:31:51.000 also als falsche Aussage 00:31:51.000 --> 00:31:55.000 Ausgewogenheit, die eben ihre Ursachen in journalistischen Normen hat, 00:31:55.000 --> 00:31:57.000 also die haben es eigentlich gut gemeint, könnte man sagen, 00:31:57.000 --> 00:31:59.000 die Journalisten, die das gemacht haben, 00:31:59.000 --> 00:32:02.000 aber auch die andere Ursache davon ist, 00:32:02.000 --> 00:32:06.000 dass sich Medien einfach an dem Nachrichtenwert konfliktorientieren, 00:32:06.000 --> 00:32:09.000 deshalb ist das interessant, wenn sich zwei streiten, 00:32:09.000 --> 00:32:11.000 interessanter, als wenn zwei sagen, 00:32:11.000 --> 00:32:11.500 ja, 00:32:11.500 --> 00:32:25.000 den Klimawandel gibt es und der dritte Punkt ist zumindest am Anfang auch ein Mangel an Fachwissen oder bei einigen Journalisten ein Mangel an Fachwissen, dass sie einfach auch nicht wussten, wo die Wissenschaft jetzt gerade steht. 00:32:25.000 --> 00:32:30.000 Und andere Sachen sind subtiler, wo bestimmtes Vokabular in die Medien einsäkert, 00:32:30.000 --> 00:32:32.000 also das Wort Skeptiker, habe ich schon genannt, 00:32:32.000 --> 00:32:35.000 das Wort Climate Gate habe ich schon genannt, 00:32:36.000 --> 00:32:43.000 der Diskurs um Unsicherheit, um die globale Erwärmungspause sind solche Beispiele, 00:32:43.000 --> 00:32:48.000 wo der klassische Journalismus, ohne dass ich den Journalisten böse Absichten unterstelle, 00:32:49.000 --> 00:32:55.000 zu einer Echokammer für den Klima, für die Klimaleugnung geworden ist. 00:32:55.000 --> 00:33:01.000 Das war der klassische Journalismus über die digitalen Medien habe ich eigentlich schon gesprochen. Ja, 00:33:01.000 --> 00:33:04.000 dass wir jetzt auch nicht wiederholen, 00:33:04.000 --> 00:33:06.000 das kennen sie auch, also dass die Echokammern sind, 00:33:06.000 --> 00:33:11.000 dass man sich die Menschen dort in Filterbubbles verschanzen können, 00:33:11.000 --> 00:33:19.000 indem sie sich vor allem mit Gleichgesinnten vernetzen und dann mit durch die Algorithmen den, 00:33:19.000 --> 00:33:23.000 die auf Twitter und Facebook und so weiter zugange sind. 00:33:23.000 --> 00:33:25.000 Vor allem mit Inhalten konfrontiert werden, 00:33:25.000 --> 00:33:29.000 die ihren bestehenden Meinungen entsprechen und diese bestätigen. 00:33:29.000 --> 00:33:32.000 Und wenn sich Menschen bestätigt fühlen von anderen, 00:33:32.000 --> 00:33:39.000 dann werden sie sicherer in ihre Meinung und in ihren Überzeugungen auf der richtigen Seite zu stehen. 00:33:39.000 --> 00:33:43.000 Und damit sind eben die professionellen Filter von Wissenschaftskommunikationen ausgeschaltet. 00:33:43.000 --> 00:33:48.000 Das wären also auf der einen Seite das Peer-Review der Wissenschaften 00:33:49.000 --> 00:33:52.000 und auf der anderen Seite die Prüfung von Fakten durch professionelle 00:33:52.000 --> 00:33:58.000 Journalisten sind also in diesen digitalen Mediennetzwerken weniger relevant als vorher 00:33:59.000 --> 00:34:03.000 Das alles führt eben zu einer Polarisierung öffentlicher Debatte. 00:34:03.000 --> 00:34:11.000 Und zu einem stabilen Skeptizismus einer Minderheit, aber einer nicht schwindenden Minderheit der Bevölkerung. 00:34:12.000 --> 00:34:15.000 Jetzt ist die Frage, vor allem in den USA, 00:34:15.000 --> 00:34:19.000 wo das natürlich stärker ausgeprägt ist, dieser Lügendiskurs, 00:34:19.000 --> 00:34:22.000 ob diese Lügenkampagne, die jetzt schon seit Jahrzehnten läuft, 00:34:22.000 --> 00:34:25.000 die Chance auf Verständigung komplett zerstört hat, 00:34:25.000 --> 00:34:27.000 ist es zu spät, 00:34:27.000 --> 00:34:31.000 leben wir wirklich in einem postfaktischen Zeitalter 00:34:33.000 --> 00:34:35.000 Ich bin davon überzeugt, dass wir das nicht tun, 00:34:35.000 --> 00:34:39.000 dass es nach wie vor ganz wichtig ist und sogar auch vielen Leuten, 00:34:39.000 --> 00:34:47.000 die den Klimawandel abstreiten, ganz wichtig ist, was Faktum ist und was nicht. Und die Frage ist, 00:34:47.000 --> 00:34:50.000 ob es aber jetzt schon zu spät ist und da habe ich die guten Nachrichten, 00:34:50.000 --> 00:34:52.000 für sie kommen jetzt auch noch, 00:34:52.000 --> 00:34:57.000 dass nämlich im Journalismus auch bei der Bild-Zeitung ein Lernprozess stattgefunden hat, 00:34:58.000 --> 00:35:04.000 das zumindest in der Online-Ausgabe der Bild-Zeitung zwei Jahre später, 00:35:04.000 --> 00:35:07.000 hier habe ich so ein paar Aussagen eingekreist, 00:35:07.000 --> 00:35:10.000 ganz normal erklärt wird, dass es diesen Klimawandel gibt, 00:35:10.000 --> 00:35:13.000 dass der Mensch einen gewaltigen Anteil daran hat, 00:35:14.000 --> 00:35:18.000 und so weiter, wo also die Bild-Zeitung ganz, 00:35:18.000 --> 00:35:22.000 so die zentralen Aussagen des Weltklimarats wunderbar zusammenfasst. 00:35:23.000 --> 00:35:32.000 Dann haben wir eine Umfrage gemacht unter Journalisten in fünf Ländern und haben auch die Artikel dazu analysiert, 00:35:32.000 --> 00:35:34.000 also in der Schweiz, in Deutschland, in Großbritannien, 00:35:35.000 --> 00:35:40.000 in den USA und in Indien führende Medien und Online-Angebote angeschaut, 00:35:40.000 --> 00:35:46.000 die also reichweitenstark sind und über zwei Jahre analysiert und die kleinen roten Balken, 00:35:46.000 --> 00:35:52.000 das ist der Anteil, wo tatsächlich zentrale Aspekte des Klima, 00:35:52.000 --> 00:35:57.000 weil das all der Idee des Anthropogen den Klimawandels geleugnet werden. 00:35:57.000 --> 00:36:01.000 Also dass es nur ganz wenig zwischen vier und zwei Prozent, 00:36:01.000 --> 00:36:03.000 wo jemand sagt, es gibt die Erwärmung nicht, 00:36:03.000 --> 00:36:05.000 die Menschen haben keinen Beitrag oder es gibt keine Risiken, 00:36:05.000 --> 00:36:10.000 sind damit verbunden oder wenn wir das CO2 sollte man, 00:36:10.000 --> 00:36:15.000 ist nicht eine angemessene Ursachenbekämpfung gegen den Klimawandel. 00:36:16.000 --> 00:36:19.000 Also in den klassischen Medien ist das mittlerweile, wird das 00:36:20.000 --> 00:36:25.000 eigentlich nicht mehr bestritten und auch nicht in den USA. 00:36:25.000 --> 00:36:29.000 Nur noch in einzelnen Nischen haben wir das eben gefunden, 00:36:29.000 --> 00:36:32.000 wie in Großbritannien, im Daily Telegraph zum Beispiel, 00:36:33.000 --> 00:36:36.000 da haben wir noch solche Aussagen, massenweise gefunden, 00:36:36.000 --> 00:36:38.000 aber eben nur sehr konzentriert. 00:36:38.000 --> 00:36:41.000 Über alle Länder hinweg gibt es das nicht mehr. 00:36:41.000 --> 00:36:45.000 Und es hatten sich noch eine andere Sache im Klimajournalismus geändert. 00:36:45.000 --> 00:36:50.000 Ich hatte ja vorhin erzählt, dass es dieses Muster des Balanced Reporting, 00:36:50.000 --> 00:36:55.000 der ausgewogenen Berichterstattung gab. Und mittlerweile ist es so, 00:36:55.000 --> 00:36:58.000 dass immer noch die Menschen, die den Klimawandel leugnen, 00:36:58.000 --> 00:37:02.000 prominent in den Medien vorkommen, dass die gekommen schon vor, 00:37:02.000 --> 00:37:06.000 aber sie werden mittlerweile klar kontextualisiert. 00:37:06.000 --> 00:37:10.000 Also wenn wir sehen, den Weltklimarat, der wird nicht groß bewertet, 00:37:10.000 --> 00:37:12.000 auch nicht besonders positiv oder besonders negativ, sondern neutral. 00:37:12.000 --> 00:37:16.000 Das ist so der weiße Balken, während die jenigen, 00:37:16.000 --> 00:37:19.000 die den Klimawandel abstreiten, auch klar kontextualisiert werden. 00:37:20.000 --> 00:37:24.000 Also der Journalist, die Journalistin sagt dazu, das ist jemand, 00:37:24.000 --> 00:37:28.000 der Thesen vertritt, die nicht dem allgemeinen Stand der Wissenschaft entsprechen. 00:37:28.000 --> 00:37:31.000 Und insofern gibt es da auch einen Wandel des Journalismus, 00:37:31.000 --> 00:37:37.000 der stärker angefangen hat, Aussagen auch zu kontextualisieren. 00:37:37.000 --> 00:37:42.000 Und das zeigt sich jetzt nochmal auch zuletzt in der Debatte um die Lügenpresse, 00:37:42.000 --> 00:37:44.000 wo es nicht nur um das Thema Klimawandel geht, 00:37:44.000 --> 00:37:50.000 in zwei wichtigen Beiträgen in der Süddeutschen und in der Zeit, 00:37:50.000 --> 00:37:55.000 wo nochmal festgehalten wird, wo eine Journalie Evelyn Roll schreibt hier, 00:37:55.000 --> 00:37:57.000 dass wenn einer den Klimawandel leugnet, 00:37:58.000 --> 00:38:01.000 darf man darüber nicht nur berichten, sondern muss auch dazu schreiben, 00:38:01.000 --> 00:38:02.000 das ist eine Erfindung. 00:38:03.000 --> 00:38:04.000 Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, 00:38:05.000 --> 00:38:08.000 aber niemand das Recht auf eigene Fakten. 00:38:08.000 --> 00:38:12.000 Und sie will eine Lüge, wieder eine Lüge nennen. 00:38:12.000 --> 00:38:15.000 Und genau in die gleiche Richtung auch der Kommentar von Stefan Schmidt, 00:38:15.000 --> 00:38:19.000 dass es wichtig ist, wieder zwischen Wertvorstellungen und Fakten zu unterscheiden. 00:38:19.000 --> 00:38:25.000 Und niemand sollte sich einreden lassen, dass der Klimawandel eine Glaubensfrage sei. 00:38:25.000 --> 00:38:27.000 Also der Klimajournalismus, das ist die gute Nachricht, 00:38:27.000 --> 00:38:31.000 zumindest in manchen angeboten ist, 00:38:33.000 --> 00:38:37.000 Wir können jetzt auch mal die anderen Akteure anschauen, 00:38:37.000 --> 00:38:39.000 aktiv, auch im Internet, ist die Debatte nicht verloren. 00:38:39.000 --> 00:38:44.000 Es gibt aktive Wissenschaftskommunikation, Angebote, 00:38:44.000 --> 00:38:50.000 die mehr und ausführlicher als herkömmliche Medien ausführlich klimaforschung darstellen. 00:38:50.000 --> 00:38:53.000 Zum Beispiel Climate Central in den USA, 00:38:53.000 --> 00:39:01.000 wo tatsächlich Journalisten und Klimaforscher zusammenarbeiten, um Fakten hinter dem Klimawandel ausführlich darzustellen, 00:39:01.000 --> 00:39:05.000 gibt es verschiedene andere Angebote, die das auch tun. 00:39:05.000 --> 00:39:09.000 Und auf neue Weise Klimainformationen im Internet bereitstellen. 00:39:09.000 --> 00:39:10.000 Und dann gibt es die 00:39:10.000 --> 00:39:11.000 etwas aggressiver Vorgehenden 00:39:12.000 --> 00:39:18.000 Websites, die tatsächlich direkt auf diese Klima-Lügen-Websites reagieren. 00:39:18.000 --> 00:39:22.000 Und da ist zum Beispiel dieses Desmog-Blog, 00:39:22.000 --> 00:39:28.000 was eben diese Geschichte mit den 10.000 Klima angeblichen Klimaforschern, 00:39:28.000 --> 00:39:32.000 die den Klimawandel leugnen, als Fake outet. 00:39:32.000 --> 00:39:37.000 Oder der Dienst-Politic-Fact, der dann auch diesen, 00:39:38.000 --> 00:39:45.000 also Aussage von Donald Trump als Falls einstuft und diesen Tweet zeigt, 00:39:45.000 --> 00:39:48.000 dass er eben tatsächlich den Klimawandel geleugnet hat 00:39:49.000 --> 00:39:52.000 Und auch Wissenschaftler selber werden aktiv, 00:39:52.000 --> 00:39:59.000 zum Beispiel gibt es das Tool-Climate-Feedback, wo Klimawissenschaftler, Artikel, 00:39:59.000 --> 00:40:05.000 journalistische Artikel annotieren und hier zum Beispiel diesen Artikel des Wall Street-Journal, 00:40:06.000 --> 00:40:11.000 eine very low Scientific Credibility attestieren und das aber auch ganz genau differenziert rechtfertigen, 00:40:11.000 --> 00:40:17.000 wo das Problem in diesem Artikel jeweils gelegen hat. 00:40:17.000 --> 00:40:21.000 Dazu werden Wissenschaftler selber zu Kommunikatoren in eigenen Blogs 00:40:22.000 --> 00:40:27.000 und bieten Zugang sehr tiefen Zugang zur Klimadebatte 00:40:28.000 --> 00:40:30.000 Und jetzt sitzen sie da und denken sie, 00:40:30.000 --> 00:40:34.000 jetzt haben wir aber einen ganz wichtigen Akteur doch vergessen. 00:40:34.000 --> 00:40:36.000 Und das wäre das Publikum, nämlich das Aktive, 00:40:36.000 --> 00:40:39.000 der aktive Teil des Publikums, 00:40:39.000 --> 00:40:42.000 dass wir auch unter dem Tweet von Donald Trump, 00:40:42.000 --> 00:40:46.000 als ich ihn angeschaut habe, dann den einfachen Gegentweet finden, 00:40:46.000 --> 00:40:50.000 wo einer gesagt hat, I don't think that's true. 00:40:50.000 --> 00:40:55.000 Das kann natürlich jeder tun, darauf auch antworten. 00:40:55.000 --> 00:40:58.000 Oder wo hier in einem Nutzerkommentar der eine sagt, 00:40:58.000 --> 00:41:01.000 ich glaube gar nichts mehr und ein anderer antwortet, 00:41:01.000 --> 00:41:06.000 na dann hat das Streuen von Desinformationen und Zweifeln ja hervorragend funktioniert bei ihnen, schade. 00:41:06.000 --> 00:41:08.000 Auch das ist ja jetzt, sie beschimpfen sich hier nicht, 00:41:09.000 --> 00:41:15.000 sondern da antwortet einer deutlich, aber nicht beleidigend. 00:41:15.000 --> 00:41:18.000 Wir sehen also, ich komme damit langsam in die Schlussgerade, 00:41:18.000 --> 00:41:21.000 wir sehen also, dass es da eine stark polarisierte Debatte gibt, 00:41:21.000 --> 00:41:29.000 die geprägt ist von wechselseitigen Lügenvorwürfen, zumindest in den USA. 00:41:29.000 --> 00:41:33.000 Und ich habe mir auch in Vorbereitung auf diesen Vortrag lange darüber Gedanken gemacht, 00:41:33.000 --> 00:41:38.000 ob ich den Begriff Klimaleugner benutzen soll oder nicht. 00:41:38.000 --> 00:41:41.000 Und ich halte ihn für angemessen gegenüber den Akteuren, 00:41:41.000 --> 00:41:49.000 die professionell etwas abstreiten, was wissenschaftlich vielfach und seit Jahren abgesicherte Tatsachen sind. 00:41:49.000 --> 00:41:52.000 Ich halte den Begriff aber unangemessen gegenüber Menschen, 00:41:52.000 --> 00:41:55.000 die einfach verunsichert sind oder einfach schlecht informiert sind, 00:41:55.000 --> 00:41:56.000 die sich einfach irren 00:41:58.000 --> 00:42:04.000 Ich halte den Begriff auch unangemessen gegenüber Begründeter und spezifischer Kritik an Klimawissenschaft. 00:42:04.000 --> 00:42:08.000 Man kann natürlich Klimawissenschaft, einzelne Studien kann man kritisieren, einzelne Befunde. 00:42:08.000 --> 00:42:10.000 Das soll man auch tun. Aber das ist eben was 00:42:11.000 --> 00:42:16.000 anderes. Diese Menschen sollten wir nicht als Klimaleugner bezeichnen, 00:42:16.000 --> 00:42:21.000 denn jemand als Leugner zu bezeichnen und diesen Lügenvorwurf zu bringen, 00:42:22.000 --> 00:42:26.000 das ist gegenüber bestimmten Akteuren notwendig und richtig, 00:42:26.000 --> 00:42:30.000 weil man professionelle Leute, die professionell das abstreiten, 00:42:30.000 --> 00:42:31.000 wird man nicht überzeugen können. 00:42:32.000 --> 00:42:33.000 Und sie sind, ihr Job ist es, 00:42:33.000 --> 00:42:37.000 die Debatte zu vergiften und diese Akteure müssen aus der Debatte 00:42:37.000 --> 00:42:40.000 auch ausgeschlossen werden, indem man ihre Aussagen als Lügen bezeichnet. 00:42:40.000 --> 00:42:44.000 Insofern ist der Lügenvorwurf gerechtfertigt, aber er ist eben 00:42:44.000 --> 00:42:50.000 ein scharfes Schwert, mit dem man vorsichtig umgehen sollte. 00:42:50.000 --> 00:43:06.000 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit